Süßstoff & Krebs?

Süßstoff & Krebs?

Wirkung auf Krebsrisiko, Darmgesundheit und Heißhunger – was aktuelle Studien wirklich zeigen

Süßstoffe sorgen seit Jahren für hitzige Diskussionen. Immer wieder tauchen Schlagzeilen auf wie: „Süßstoffe machen Krebs“, „Süßstoffe zerstören die Darmflora“ oder „Süßstoffe verstärken Heißhunger auf Süßes“. Doch was sagt die Wissenschaft tatsächlich dazu?
Neue Metaanalysen aus dem Jahr 2025, die zahlreiche randomisierte, kontrollierte Studien ausgewertet haben, geben klare Antworten.

 

Was sind Süßstoffe?

Süßstoffe sind chemische Verbindungen, die entweder nicht oder nur teilweise vom Körper verstoffwechselt werden. Dadurch enthalten sie keine oder kaum Kalorien, sind aber 30 bis 700 Mal süßer als Zucker. Schon kleinste Mengen reichen aus, um Speisen oder Getränke zu süßen.

Man unterscheidet zwischen:

  • Natürlich vorkommenden Süßstoffen, wie etwa Steviolglykosiden aus der Stevia-Pflanze.

  • Synthetisch hergestellten Süßstoffen wie Aspartam, Acesulfam-K oder Saccharin.

Wichtig ist dabei: Alles, was wir essen oder trinken, besteht aus chemischen Verbindungen – auch natürliche Lebensmittel.

 

Sicherheit von Süßstoffen: ADI-Wert als Grenzmaßstab

Internationale Behörden wie die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) überwachen kontinuierlich die Sicherheit von Süßstoffen. Grundlage dafür ist der sogenannte ADI-Wert (Acceptable Daily Intake) – die akzeptierte tägliche Aufnahmemenge, die lebenslang ohne Risiko konsumiert werden kann.

Beispiel Aspartam:

  • ADI-Wert: 40 mg pro Kilogramm Körpergewicht

  • Eine Person mit 70 kg Körpergewicht könnte täglich 2.800 mg konsumieren – das entspricht rund 33 Dosen Coca-Cola Zero Sugar – ohne gesundheitliche Beeinträchtigung.

  • Diese Werte enthalten bereits große Sicherheitsreserven.

 

Süßstoffe und Krebs: Was wirklich hinter der WHO-Einstufung steckt

In den 1970er Jahren zeigte eine Tierstudie, dass extrem hohe Dosen bestimmter Süßstoffe Blasenkrebs bei Ratten auslösten. Dieser Mechanismus existiert beim Menschen jedoch nicht und die Mengen lagen weit über realistischen Konsummengen.

2023 stufte die WHO bestimmte Süßstoffe als „möglicherweise krebserregend“ ein. Diese Kategorie bedeutet nicht, dass ein normales Konsumverhalten gefährlich ist. In derselben Kategorie befinden sich zum Beispiel auch Aloe Vera oder eingelegtes Gemüse. Die Einstufung bezieht sich auf sehr hohe, unrealistische Mengen.

Die WHO bestätigte 2023 außerdem: Der bestehende ADI-Wert bleibt bestehen. Bei normalem Konsum besteht kein Krebsrisiko.

 

Süßstoffe und Heißhunger – Mythos oder Realität?

Ein häufiges Argument: Süßstoffe regen die Insulinproduktion an und verursachen so Heißhunger. Frühere Studien stützten diese These, wurden aber methodisch widerlegt.

Aktuelle randomisierte, kontrollierte Studien zeigen:

  • Kein Anstieg des Blutzuckerspiegels nach dem Konsum von Süßstoffen

  • Keine Veränderung des Langzeitzuckerwertes (HbA1c)

  • In manchen Fällen sogar ein leichter Gewichtsverlust von durchschnittlich 0,3 kg

Süßstoffe können also helfen, den Zuckerkonsum zu reduzieren, ohne Heißhunger auszulösen.

 

Süßstoffe und Darmflora: Einfluss auf das Mikrobiom

Das Mikrobiom – die Gesamtheit der Darmbakterien – spielt eine zentrale Rolle für Gesundheit, Appetit und Stoffwechsel. Tierstudien zeigten 2014 Veränderungen des Mikrobioms durch hohe Süßstoffmengen. Diese Mengen lagen jedoch weit über dem ADI-Wert und sind auf den Menschen nicht direkt übertragbar.

Humanstudien belegen:

  • Bei manchen Menschen verändert sich die Zusammensetzung des Mikrobioms leicht, bei anderen gar nicht.

  • Eine Veränderung bedeutet nicht automatisch eine Schädigung.

  • Jedes Lebensmittel verändert die Darmflora – nicht nur Süßstoffe.

Der aktuelle Forschungsstand deutet darauf hin, dass Süßstoffe in normalen Mengen keinen nachteiligen Effekt auf die Darmgesundheit haben.

 

Natürlich vs. chemisch – ein verbreiteter Denkfehler

Der Begriff „natürlich“ wird oft mit „gesund“ gleichgesetzt. Doch viele der giftigsten Substanzen stammen aus der Natur. Im Gegensatz dazu sind synthetische Süßstoffe klar definiert, streng geprüft und in kontrollierten Mengen sicher.
Beispielsweise besteht Aspartam aus den Aminosäuren Phenylalanin und Asparaginsäure sowie geringen Mengen Methanol – alles Substanzen, die auch in natürlichen Lebensmitteln vorkommen.

 

Fazit: Süßstoffe sind sicher und können sinnvoll eingesetzt werden

Süßstoffe gehören zu den am besten untersuchten Zusatzstoffen weltweit. Die wichtigsten Erkenntnisse:

  • Kein erhöhtes Krebsrisiko bei normalem Konsum

  • Keine Beeinträchtigung der Insulinproduktion oder des Blutzuckers

  • Kein nachgewiesener negativer Effekt auf die Darmflora

  • Nützliches Werkzeug zur Reduktion des Zuckerkonsums

Wer statt zuckerhaltiger Softdrinks auf Light- oder Zero-Varianten zurückgreift, kann langfristig Kalorien einsparen und das Risiko für Übergewicht und Diabetes mellitus Typ 2 senken. Wasser bleibt die beste Wahl – doch Süßstoffe können im richtigen Kontext eine sinnvolle Alternative sein.

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